Wenn es ein Lokal in Wien gibt, das den Namen „Szenelokal“ verdient, dann ist das vermutlich das „Motto“ im 5. Bezirk (inzwischen zu „Thell Restaurant“ umbenannt), in dem inzwischen schon die dritte Generation von Nachtschwärmern und anderen Junggebliebenen sich bis vier Uhr früh laben lässt. Lange Jahre Besitzer und Betreiber des Mottos war der gebürtige Steirer Bernd Schlacher, der solcherart auch zu einer fixen Größe im Wiener Gesellschafts- und Nachtleben wurde.
Logische Konsequenz: Die Anfragen, ob das Motto nicht auch die eine oder andere Veranstaltung catern könnte. Und was anfangs als Verlegenheitslösung begann, wurde 2001 mit der Gründung der Motto Catering GmbH professionalisiert. Heute zählt die Cateringfirma mit etwa 90 Fixangestellten und bis zu 2000 Freelancern, die von zwei externen Firmen speziell für Motto- Erfordernisse ausgebildet werden, zu den ganz großen Playern in dem Geschäft, nicht zuletzt weil man seit 2014 auch Exclusivcaterer im Austria Center Vienna ist und dort alle Veranstaltungen und Kongresse betreut.
Seit 2008 ist Dominika Gschmeidler im Unternehmen und aktuell fungiert sie als Geschäftsführerin, nachdem sich Bernd Schlacher schon vor einigen Jahren aus dem operativen Cateringgeschäft zurückgezogen hat. „Das mit dem Austria Center Vienna ist natürlich eine tolle Sache, die auch viel Freude macht. Vor allem sind solche Kongresse etwas ganz Anderes. Wir kommen ja aus dieser schicken, kleinen, exklusiven Schiene und mussten das ‚Massengeschäft‘ auch erst lernen. Aber diese Detailverliebtheit haben wir uns behalten und ich traue mich zu behaupten, dass die Art, wie wir Kongresse catern, in Europa oder sogar weltweit einzigartig ist.“
Auf die Größe kommt es doch an
Auch in der Hofburg sorgt das Motto bei fast allen Veranstaltungen – etwa den Bällen im Fasching – für das leibliche Wohl der Gäste. Entsprechend hat sich der Fokus auf Großevents verlegt. „Das Candlelight-Dinner für zwei oder die Geburtstagsparty für 30 Personen – das zahlt sich für uns, bzw. für den Kunden nicht aus, weil wir Organisationsaufwand und die Personalkosten nicht unterbringen. Im Austria Center Vienna starten wir bei etwa 500 Gästen und es geht bis über 20.000. Das ist der Rahmen, in dem wir uns bewegen“, erklärt Gschmeidler. Entsprechend sind private Veranstaltungen beim Motto Catering eher in der Minderzahl, die meisten Aufträge spielen sich im B2B-Bereich ab.
Bei den Verpflegungsformen bietet man so gut wie alles an, was Kunden wünschen, egal ob vegetarisch, vegan, halal oder ob man auf irgendwelche Unverträglichkeiten Rücksicht nehmen muss. Nur koscher ist aus organisatorischen Gründen nicht möglich. Was sich, wie bei den meisten anderen Cateringunternehmen, auch beim Motto geändert hat, ist der Anstieg an vegetarischen/ veganen Anfragen. Gschmeidler: „Früher hast du zehn Prozent vegetarisch bei einem Event gerechnet. Heute bist du schon bei zehn Prozent vegan. Wobei uns wichtig ist, dass auch unsere veganen Gerichte so sexy wie möglich sind, also das ist dann nicht bloß ein veganes Kichererbsencurry. Und wir stellen das Produkt in den Vordergrund und imitieren keine Fleischprodukte. Vegane Schnitzel oder Würstel gibt’s bei uns also nicht, dafür ganz tolle Kreationen aus Gemüse mit Kochtechniken etwa aus Indien, wo immer schon viel vegan gekocht wurde.“
Das Angebot richtet sich jedenfalls immer nach den Kunden und das bedeutet eben, dass bei der Eröffnung eines Modegeschäftes andere Speisen im Vordergrund stehen, als etwa bei einer klassischen Büro-Weihnachtsfeier, wo es die meisten eher konservativ mögen und wo dann natürlich zumindest auch Schnitzel oder Backhendl von den Gästen erwartet werden.
Bio nicht um jeden Preis
Stark forciert wird beim Motto das Thema bio, allerdings auch nicht um jeden Preis. Das Unternehmen ist green-zertifiziert, aber es muss alles in Relation stehen. Gschmeidler: „Eine 100-prozentige Bio-Schiene durchzuziehen, ist wirtschaftlich nicht möglich. Wenn ein normales, gutes Huhn vier Euro kostet und ein Bio-Huhn das Vierfache, dann ist das für uns einfach nicht kalkulierbar. Dann nehmen wir eben das qualitativ ausgezeichnete normale Huhn von dem heimischen Züchter, den wir kennen.“ Zudem müsse man immer abwägen, ob ein Bio- Produkt, das in der erforderlichen Menge für eine Großveranstaltung eigens aus Norddeutschland angeliefert werden müsste und einen entsprechenden CO2-Rucksack mitschleppt, gegenüber einem regionalen herkömmlichen Produkt wirklich mehr Sinn mache.
Worauf man beim Motto Catering jedenfalls stolz ist, ist das besondere Flair, die schon oben angesprochene Detailverliebtheit. Das fängt schon beim einheitlichen optischen Auftritt der Mitarbeiter an, etwa Frisur und Make-up der Mädeln und reicht bis zur Art der Begrüßung oder Präsentation der Speisen. „Unser Firmenlogo sieht der Gast maximal auf den Servietten, aber generell kommen wir ohne Logos aus, weder Gläser noch Mitarbeiter sind gebranded. Der Kunde muss auch so spüren, dass er auf einer Motto-Veranstaltung ist“, lautet das Credo – und Erfolgs-Motto – laut Dominika Gschmeidler.