Schon seit Jahren wird über ein Comeback von Tequila bzw. Mezcal spekuliert. Aktuell mehren sich die Zeichen, dass die Beliebtheit der Agavenspirituose tatsächlich steigt.
Bei Getränken ist es nicht anders als bei der Bekleidung: Modeströmungen kommen und gehen. Tequila bzw. Mezcal grundelt etwa schon etliche Jahre eher auf der Talsohle der Beliebtheit herum, aber etwas ältere Semester werden sich vielleicht an die späten 1980er und frühen 1990er-Jahre erinnern können, als eine Runde Tequila der klassische „One-for-the-road“-Drink in jeder Bar und jeder Disco war und auch bei privaten Einladungen eine Flasche des Agavenschnapses nicht fehlen durfte – natürlich mit Salz und der obligatorischen Zitronen- oder Orangenscheibe dazu. (Nebenbei: Ein Ritual, das nur „Gringos“ einfällt. Wer in Mexiko abseits der schlimmsten Touristenpfade einen Tequila bestellt, bekommt diese Spirituose selbstverständlich ohne solchen Schnickschnack serviert.)
Wie einen guten Rum genießen
Doch was ist Tequila eigentlich genau, wie unterscheidet er sich vom Mezcal und was hat es mit dem Wurm in der Flasche auf sich? Grob gesprochen ist Tequila eine besondere Form des Mescal, jeder Tequila ist also ein Mezcal, aber nicht umgekehrt. Tequila darf ausschließlich aus der Blauen Weberagave hergestellt werden, während Mezcal aus zahllosen anderen Agavenarten hergestellt werden kann – wodurch Mezcal eine größere Geschmacks- Bandbreite aufweist. Zudem darf ein Tequila ausschließlich im Bundesstaat Jalisco, rund um die namensgebende Kleinstadt Tequila, hergestellt werden.
Mezcal dagegen wird auch in anderen mexikanischen Bundesstaaten produziert. Weitere Unterschiede betreffen außerdem die erlaubten Zusatzstoffe sowie die Art der Destillation. Bei beiden Spirituosen gibt es außerdem die Alters- und Qualitätsangaben „joven“ (jung), „reposado“ (geruht bzw. kurz gereift) und „añejo“ (gereift), wobei es bei ganz jungem Tequila noch zusätzlich die Kategorie „silver“ oder „blanco“ (weiß) gibt. Logisch also, dass man einer Qualitäts-Spirituose, die monate- oder gar jahrelang in Eichenfässern gereift ist, keine Vergewaltigung mit Salz und Zitrone antut, sondern sie am besten pur genießt wie einen guten Rum oder Weinbrand – zumal auch deren Preise bei höheren Qualitäten vergleichbar sind. (Andererseits: Bei dem Fusel, der vor 30 bis 40 Jahren in großen Mengen auf ex vernichtet wurde, hat man auch nicht viel kaputt machen können, außer seine eigene Magenschleimhaut…)
Salz und Zitrone sind vorbei
„Die Zeiten in denen Tequila obligatorisch nur mit Salz und Zitrone getrunken werden konnte sind längst vorbei: Qualitativ hochwertige Tequilamarken begeistern nun schon seit geraumer Zeit die internationale Barszene und die Auswahl wird stetig erweitert“, weiß man etwa beim Tiroler Spirituosenhändler Morandell. Als hervorragenden Vertreter dafür nennt man die Destillerie Tequilera Los Alambiques, die 1937 in Jalisco, Mexiko gegründet wurde und bis heute als Familienbetrieb geführt wird. „Die Premium Tequila werden zu 100% aus der hochwertigen Blauen Agave hergestellt und die Pflanzen mit besonderer Hingabe von der Familie gepflegt“, so Firmensprecherin Katharina Klingenschmid. Auch beim Konkurrenten Top Spirit sieht man langsam die Nachfrage nach Tequila & Co. wieder steigen und verweist beim eigenen Angebot etwa stolz auf den Jose Cuervo Especial Gold/Reposado, den meistverkauften Tequila weltweit, der sich durch seine angenehm süße Agavenote mit einer Spur Eiche und Vanille perfekt für Shots und Margaritas eignen soll.
Ein Marketinggag wird zum Symbol
Und was hat es jetzt mit dem klassischen Wurm im Mezcal auf sich? Dieser Wurm war ursprünglich eigentlich eine Schmetterlingsraupe und ein Marketinggag aus den 1950er-Jahren, der sich bei einigen Destillerien gehalten hat und deren Verzehr bis heute zu fortgeschrittener Stunde als Mutprobe dienen kann. Na dann, „salud“!
Aus der GASTRO 5/22
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