Er war einer der bekanntesten Köche der 1980er- und 1990er-Jahre und damals schon einer der ersten, die sich im Rampenlicht der Medien ebenso zuhause fühlten wie hinter dem Herd. Jetzt ist Reinhard Gerer kurz vor seinem 70. Geburtstag nach schwerer Krankheit verstorben.
Der am 12. April in der Steiermark geborene Gerer lernte und arbeitete unter Starköchen wie Werner Matt, Eckart Witzigmann oder Paul Bocuse, ehe er Mitte der 1980er-Jahre die Leitung des Restaurants „Korso“ im Wiener Hotel Bristol übernahm und die Leistung der Küche sukzessive auf die damalige Höchstnote von vier Gault-Millau-Hauben schraubte. 1993 wurde er vom Gault-Millau auch zum „Koch des Jahres“ ernannt. Die – inzwischen leider auch schon verstorbene – deutsche Lokalkritiker-Legende Wolfram Siebeck hat in einem Interview mit dem Autor dieser Zeilen Reinhard Gerer einst als seinen Lieblingskoch in Österreich bezeichnet: „Alleine schon sein Kochstil: Der arbeitet nicht mit Lupe und Pinzette, sondern der klotzt so richtig. Das gibt dann auch einen herzhaften Geschmack. Und auch weil er unglaublich souverän mit Innereien umgeht, die ich sehr liebe.“
Es folgte aber bald auch der wirtschaftliche und bewertungsmäßige Abstieg, was gerade vom Gault-Millau damals recht markig kommentiert wurde, was dem Lokalguide damals auch massive Kritik eingebacht hat.
Nach dem Korso versuchte sich Gerer im Magdalenenhof, einer Art Edelheuriger am Fuße des Bisambergs, der aber ebenso scheiterte wie sein Engagement im Restaurant „O“ in Wien und sein „teatro“-Projekt. Zum Schluss musste Gerer Privatinsolvenz beantragen.
