Das liegt auch irgendwie auf der Hand, wenn man sich den Standort von Markus und Bernadette Altenburgers Weingärten ansieht. Diese befinden sich allesamt in Jois, der nördlichsten Gemeinde am Neusiedler See im Burgenland.
Die Marktgemeinde Jois ist gleichzeitig das östlichste Ende des Weinbaugebiets Leithaberg DAC, wo die Wechselspiele aus Leithagebirge und See, Schiefer und Kalk, Weiß- und Rotwein die Weingärten dort so speziell machen.
„Vor einigen Millionen Jahren sah es rund um Jois aus wie in der Karibik. Das Urgestein des Leithabergs ragte nur an wenigen Stellen in Form von kleinen Inseln aus dem Urmeer und allerlei Algen, Korallen und sonstige Meeresbewohner belebten seine versunkenen Hänge“, erzählt Markus Altenburger.
Das ist wichtig zu wissen, denn als das Wasser dann wich, wurde aus den einstigen Meeresbewohnern das, was heute als „Leithakalk“ bezeichnet wird. Dieser Kalk verleiht den Weinen eine besondere Mineralität und Salzigkeit, die so nicht überall zu finden ist. Heute zeigt der Hügelzug ab einer gewissen Seehöhe sein Urgestein (Schiefer), weiter unten an den Hängen ist der Kalk zu finden und in der Ebenen sind kalkhaltige Lehmböden präsent.
Selber Ort, selbe Rebsorte und der Wein kann dennoch unterschiedlich schmecken – aufgrund der Bodenverhältnisse, denn Weine vom Kalk schmecken anders als Weine vom Schiefer. Einen spannende Sache, was die Weine von Markus Altenburger eindrucksvoll zeigen.
Bewusste Zurückhaltung
Die Weingärten sind auf über 30 kleine Parzellen rund um Jois verteilt. „Manchmal ärgerlich, weil ziemlich versprengt, haben wir auch schon von der guten Verteilung profitiert.
Etwa dann, wenn Hagel oder Frost zuschlugen“, so der Winzer aus dem Burgenland, der sich 2006 selbstständig gemacht hat – damals noch als „Négociant“ ohne eigene Weingärten. Anfangs wurden Trauben von Joiser Winzern zugekauft und vinifiziert.
„Mittlerweile kaufen wir keine Trauben mehr zu, was zum einen daran liegt, dass die Winzer, die uns mit Trauben belieferten in Pension gegangen sind und zum anderen war es uns ein großes Anliegen im Zuge unserer Bioumstellung alle Weingärten auch selbst zu bewirtschaften. Dieses Ziel haben wir mittlerweile erreicht. Dadurch hat sich der Mittelpunkt des Arbeitslebens sehr stark vom Keller in den Weingarten verlegt“, erzählt Markus Altenburger.
Den Familienbetrieb (mit damals 6,5 Hektar), den Markus 2012 übernommen und 2018 renoviert hat, gibt es seit vielen Generationen. Ein großer Vorteil für den Winzer, denn so konnte er von Anfang an auf ein paar ganz besondere Lagen, jede Menge Expertise und natürlich auch Unterstützung seitens der Familie aufbauen.
Seit 2017 sind die Weingärten biozertifiziert (einige der Rieden, die erst kürzlich dazu gekommen sind, sind vom rechtlichen Status noch in Umstellung), was vor allem der Verzicht auf systemische Pflanzenschutzmittel, Herbizide und Mineraldünger bedeutet. Stattdessen kommen selbst gebrühte Tees und biodynamische Präparate zur Pflanzenstärkung zum Einsatz und „um das Bodenleben wach zu küssen werden Kräuter und Bodenabdecker in Begrünungsmischungen eingesät, Komposte und Rindermist ausgebracht und vor allem lassen wir alles wachsen. Das schaut ganz schön zottelig aus und erfordert auch bewusste Zurückhaltung“, ergänzt der Winzer.
Gesunde Pflanzen und letztlich großartige Trauben sind das Ziel. Im Keller wird das praktiziert, was heutzutage als „low intervention“ bezeichnet wird. Markus Altenburger erklärt das so:“Es gibt nur Spontangärung mit Maischestandzeiten von 24 Stunden bis 14 Tagen. Schwefel wird erst am Ende der Reife bei der Füllung in kleinen Mengen zugesetzt. Die Weine werden nicht geschönt oder filtriert, beim Ausbau wird stark darauf geachtet, dass auch kein dominanter Holzgeschmack die pure Frucht überlagert. Ausgebaut wird vor allem in großen Holzfässern und Beton Eiern. Das gilt für alle Weine.“
Das Ergebnis „dieser Faulheit und dem bewusst in Ruhe lassen“, wie es Markus mit einem Schmunzeln nennt, lässt sich sehen, oder viel mehr schmecken. Und das tun sie, die Weine aus dem Hause Altenburger: Sie schmecken salzig, würzig, kreidig, überzeugen mit Länge und Tiefgang, besitzen zeitlose Eleganz, Facettenreichtum und Vielfalt, können den Gaumen überraschen und die Trinkfreude animieren. Meistens nicht alles auf einmal, sondern je nach Wein und Jahrgang separat. Am besten einfach durchprobieren und den Gaumen überraschen.
Mit der Gastro-Schließung kam der Onlineshop
Das Weingut Altenburger befindet sich mitten im Ortszentrum und wenn nicht gerade alle in den Weingärten oder zum Ausliefern in die Lieblingslokale ausgeflogen sind, dann findet sich auch immer jemand im Haus, der einem Wein empfehlen und verkaufen kann.
„Verkostungen machen wir aus zeitlichen Gründen gern gegen Voranmeldung“, so der Winzer. Jetzt, wo die Gastro endlich wieder offen hat, kann man ein gutes Glas „Markus Altenburger“ auch dort genießen.
„Unsere Weine werden hauptsächlich in der Gastronomie konsumiert. Sie werden auch häufig als ideale Speisenbegleiter bezeichnet. Das ist wahrscheinlich so, weil gut essen und trinken gehen unser Lieblingshobby ist. Das wirkt sich natürlich auch auf ‘s Weinmachen aus“, so der Burgenländer. Kein Wunder also, dass mit Corona und der damit verbundenen Schließung der Lokale zuerst einmal die Ungewissheit kam.
Markus Altenburger: „Wir waren geschockt und verängstigt, weil unsere liebste und wichtigste Zielgruppe ausgefallen ist. Einen Teil konnten wir über einen über Nacht eingerichteten Onlineshop(www. jungenberg.at) kompensieren und nachdem wir sehr breit aufgestellt sind und einen großen Exportanteil rund um die Welt haben, sind eigentlich immer Bestellungen eingetrudelt. Die Lagenweine haben sich natürlich etwas langsamer als sonst verkauft, da haben wir den Unterschied gesehen, den die Sommellerie ausmacht und wie wichtig es ist, dass sich Profis mit einem Wein an den Tisch stellen und zum Gast sagen: ‚Den müssen Sie probieren!‘“.
RoSée Connection
2012 hat sich Markus Altenburger zusammen mit seiner Frau Bernadette intensiv dem Roséwein gewidmet und das Weinprojekt „RoSée Connection“ ins Leben gerufen.
„Damals waren wir noch nicht verheiratet und dachten daran Roséweine zu kreieren, die in der Wertigkeit einem seriösen Rot- oder Weisswein nicht nachstehen und wollten das mit etwas Augenzwinkern frei von Konventionen vermitteln. Dazu haben wir eine mit meiner Frau befreundete Grafikerin gebeten, uns zu unterstützen. Sie hat die grafische Umsetzung gemacht und das meiste davon auch selbst illustriert. Das Ergebnis war so eigenständig, dass wir den Weinen ein eigenes Label gewidmet haben. Es ist für uns mit der Zeit auch ein Kreativpool geworden, wo viele Sachen ausprobiert und entwickelt werden. Es macht sehr viel Spaß“, zeigt sich Markus erfreut über die Rosé-Schiene.
„Jerry & Barry“, „En Garde“, „Puntini“ und „Witzbold“ heißen die wohlklingenden und noch besser schmeckenden Roséweine. Das vielfältige Joiser Terroir ist dabei wie gemacht für Trauben, die zum Roséwein werden.
„Wir haben natürlich in erster Linie die Leithakalkböden, die unseren Weinen die Salzigkeit und Kreidigkeit verleihen und die Schieferböden, die richtig kristalline Weine entstehen lassen. Aber auch die kalkreichen Lehmböden in der Ebene haben ihren Reiz in der guten Wasserversorgung. Die eignen sich hervorragend für alles was Frucht und Frische haben soll und in dieses Spektrum fallen Rosés für mich“, so der Winzer über die optimalen Voraussetzungen.
„Wir wollten zeigen, dass Rosés nicht nur als genialer Speisenbegleiter ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen, sondern auch gut reifende, komplexe Soloweine sein können“, ergänzt Bernadette Altenburger.
Info
Weingut Markus Altenburger
- Untere Hauptstraße 62 7093 Jois
- Tel.: 0660 7159845
- Mail: halloservusgriasdi@markusaltenburger.com
- www.markusaltenburger.com