Wenn der Berg ruft

Fernab von Massentourismus und Verkehr einfach mal durchatmen und die Natur genießen, entlang der blühenden Almwiesen den Alltag vergessen und in den authentischen, urgemütlichen Hütten regionale Schmankerl verkosten – das und noch viel mehr gibt es hoch oben auf dem Berg zu erleben.

Jetzt im Frühling, nach den Wintermonaten, werden im Tal nicht nur die Wanderschuhe und -stöcke auf ihre Berg-Tauglichkeit überprüft und gegebenenfalls neues Equipment gekauft, sondern es werden auch die Hütten für die Sommersaison fit gemacht, damit Wanderer bei einer Pause Kraft tanken und zu einer bodenständigen Mahlzeit ganz nebenbei die atemberaubende Bergkulisse bestaunen können. Wanderwege, welche in den letzten Monaten mit Schnee bedeckt waren, sind nun wieder begehbar und so manche Hütte, die im Winter geschlossen hatte, ist mittlerweile wieder (oder schon bald wieder) ein willkommenes Plätzchen, um eine Pause einzulegen oder sogar zu übernachten. Das Einkehren in Almhütten gehört für viele Wanderer zum Berg-Erlebnis dazu und nicht wenige sind regelrecht enttäuscht, wenn die eine oder andere Hütte geschlossen hat. Je nach Region und Lage öffnen die meisten Hütten ab Mai bzw. Juni, wer sicher gehen möchte, sollte sich jedoch vorher bei der jeweiligen Unterkunft informieren. Das gilt nicht nur aber besonders, wenn eine Übernachtung geplant ist.

Hüttenwirt = Multitalent

Wer einmal das echte Bergleben erkundet und erlebt hat, der weiss es zu schätzen. Auf den Bergen scheinen die Uhren noch anders zu ticken, irgendwie langsamer. Viele Hüttenwirte möchten ganz bewusst einen Gang zurückschrauben und die Natur nicht verfälschen. Zurück zu den Wurzeln und das Leben im Einklang mit der Natur sind nicht nur Worte, sondern es wird danach gelebt. Die Gastgeber, die nicht selten auf eine langjährige touristische/gastronomische Karriere zurückblicken können, stecken ihr ganzes Herzblut in die Bewirtung der Hütten hinein und sind mit voller Leidenschaft dabei. Und die Menschen schätzen das, besonders seitdem der regionale Aspekt und somit auch die Sensibilität gegenüber regionalen Produkten verstärkt in den Fokus gerückt ist. Nachhaltige Bauweise, die Verwendung lokaler Produkte und auch der respektvolle Umgang mit der Natur machen den Hüttentourismus aus. Ohne die motivierten Hüttenwirte würde diese Art von Tourismus also kaum funktionieren. Dass deren Arbeit mit großen Anstrengungen und so manchen Hindernissen verbunden ist, davon bekommen die Wanderer oft gar nichts mit. Was vielleicht so einfach aussieht, ist allerdings mit viel Schweiss verbunden. Hüttenwirt zu sein, bedeutet ein Multitalent zu sein.

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Gastgeber, Koch, Servicepersonal, Rezeptionist, Putzkraft, Gärtner, Landwirt, Handwerker, Wanderführer und manchmal auch Ersthelfer bei Verletzungen – das Arbeiten auf der Hütte kann vielseitig sein, Langeweile kommt mit Sicherheit keine auf. Und dann wäre noch das Organisationstalent, das nicht fehlen sollte. Während sich Wanderer mit Proviant für die (kurze) Dauer ihres Ausflugs eindecken, haben die Gastronomen mit der Hütteneindeckung schon deutlich mehr zu tun. Im Laufe einer Saison werden etliche Tonnen Lebensmittel und sonstige Materialien wie Putzmittel, Toilettenpapier etc. gebraucht. Und diese Dinge müssen erstmal an ihr Ziel, also zur Hütte, gebracht werden. Je nach Lage des Betriebs ist es nämlich während der Saison vielleicht garnicht oder nur mühsam möglich Nachschub zu besorgen. Die Planung, was auf der Speisekarte stehen soll und welche sonstigen Waren benötigt werden, muss also im Vorfeld gemacht werden.

 

Hüttenkulinarik

Wer authentische Geschmackserlebnisse schätzt, der wird mit der Hüttenkulinarik seine Freude haben. Genauso unterschiedlich wie die zu entdeckenden Regionen und Berggipfel, sind auch die angebotenen Speisen. Doch eines kann gesagt werden: Die Schmankerl in luftiger Höhe spielen in ihrer eigenen Liga. Echt, unverfälscht und unglaublich gut – so lassen sich die Gaumenfreuden zusammenfassen. Gehören zu den bewirtschafteten Hütten auch Tiere wie Kühe, Ziegen und/oder Schafe, so können sich die Gäste auf Köstlichkeiten freuen, die direkt vor Ort produziert werden. Nicht selten ist das etwa die frische Rohmilch- Butter fürs Frühstück oder der Alpkäse für die Brettljause. Schon früh am Morgen kümmern sich die Wirte um das Vieh und in manch einer Alpsennerei geben die Senner einen Einblick in ihr Handwerk. Arbeit gibt es zur Genüge, weshalb helfende Hände meist gerne gesehen sind. Da heißt es: Ärmel hochkrempeln und mithelfen – beim Gespräch mit den Hüttenwirten erhält man dafür wertvolle Tipps für die Wanderung.

Zu den Klassikern der Hütten- Speisen gehören zweifelsohne Kaiserschmarren, Käsespätzle, Germknödel, Kaspressknödel, Apfelstrudel, Gulaschsuppe und die bereits erwähnte Brettljause. Allesamt meist deftige Gerichte, die sättigen und der Seele gut tun. Das Angebot an Speisen und Getränken hängt natürlich stark von den Besorgungs-, Lager- und Zubereitungsmöglichkeiten der Wirte ab. Der regionale Touch darf bei den Köstlichkeiten nicht fehlen. So locken Hütten in der Steiermark mit traditionell zubereiteten „Ennstaler Roggenkrapfen mit Steirerkas“, die in heißem Schmalz herausgebacken und mit dem bröseligen Steirerkas gefüllt werden, während in Vorarlberg ein „köriga“ Riebel – ein altes bäuerliches Gericht aus Maisgrieß, das einem Sterz ähnelt – mit selbstgemachtem Apfelmus für die richtige Stärkung sorgt.

In Kärnten gibt’s eine Frigga (Eierspeis) mit Gailtaler Speck und Gailtaler Almkäse und in Salzburg lassen die Salzburger Nockerl süße Herzen höher schlagen. Einige Hütten passen ihr Angebot auch an die Essensgewohnheiten der Gäste an und bieten vermehrt z.B. vegetarische und/oder vegane Speisen an. Von Alm-Tapas über Wildkräuterbowls, veganen Eintöpfen bis hin zu Tofuknödel – Hüttenkulinarik kann auch ganz untypisch sein.

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