Die Ergebnisse der Tourismusanalyse des WIFO für die ersten vier Monate des Winters 2020/21 (November 2020 bis Februar 2021) zeigen einen Totalausfall (Ankünfte –95,1%, Nächtigungen sowie Einnahmen jeweils –93,5%). Für die gesamte Wintersaison werden Einbußen von über 90 Prozent erwartet. Der Ausblick für das weitere Jahr 2021 bleibt mit –49 Prozent im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 düster.
Wurde der mit Anfang November 2020 verhängte Lockdown in der zweiten Februarwoche 2021 für den Handel sowie die Schulen aufgehoben, blieben Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe weitgehend geschlossen. Die Inanspruchnahme von Unterkünften ist ausschließlich Geschäftsreisenden und Kurgästen vorbehalten. In absoluten Größen wurden in heimischen Beherbergungsbetrieben von November 2020 bis Februar 2021 nur rund 0,7 Mio. Ankünfte und etwa 3,5 Mio. Übernachtungen gezählt, die Umsätze im Gesamtreiseverkehr (einschließlich Tagesreisen und Aufwendungen im Zuge von Verwandten- und Bekanntenbesuchen) beliefen sich ersten Schätzungen des WIFO zufolge auf nominell 0,76 Mrd. € (ohne Berücksichtigungen von Zahlungen der öffentlichen Hand im Rahmen der COVID-19-Hilfsmaßnahmen). Berücksichtigt man für einen korrekten Vorjahresvergleich den Kalendereffekt aufgrund des Schalttages im Februar – 2020 hatte der Monat 29 Tage, 2021 nur 28 Tage –, betrug der Nachfrageeinbruch im gesamten Analysezeitraum bei Ankünften unverändert 95,1 Prozent, bei Übernachtungen 93,4 Prozent und bei den Einnahmen 93,3 Prozent.
NÖ mit blauem Auge
Insgesamt kam die Nachfrage von November 2020 bis Februar 2021 in Wien (–94,4%) und Westösterreich (Salzburg, Tirol, Vorarlberg; Durchschnitt –97,4%) so gut wie vollständig zum Erliegen (Nächtigungen wie nominelle Umsätze gleichermaßen), während in Niederösterreich zumindest rund 37 Prozent des mengenmäßigen und monetären Niveaus von 2019/20 erreicht wurde. Obwohl in den Unterkünften ein Betretungsverbot für Urlaubszwecke besteht, wurden in Niederösterreich durch den nach wie vor aufrechten Betrieb in Kuranstalten, der Beherbergung von Arbeitskräften (vor allem im Baugewerbe) sowie Sportveranstaltungen nennenswerte Umsätze erzielt. Auch in Oberösterreich und dem Burgenland konnte in der Analyseperiode trotz Lockdown zumindest rund ein Viertel bzw. gut ein Fünftel des bereits stark reduzierten Nächtigungs- bzw. Umsatzniveaus des Vorjahres erzielt werden. Unter der Annahme, dass die Aufhebung des touristischen Betretungsverbotes für Beherbergungsbetriebe in der zweiten Maihälfte erfolgt und die Reisewarnung der wichtigsten Auslandsmärkte Mitte Juni aufgehoben werden, erwartet das WIFO für das Kalenderjahr 2021 Nächtigungseinbußen im Vergleich zum Jahr 2020 von rund 20 Prozent. Gegenüber dem bisherigen Höchstwert im Jahr 2019, dem letzten Jahr ohne Beeinträchtigung durch die COVID-19-Pandemie, bedeutet dies einen Rückgang von 49 Prozent. Die Erholung ab dem Frühsommer sollte wie schon letztes Jahr auch 2021 zunächst vom Binnentourismus ausgehen: Mit einem Nächtigungsanteil von rund 36,5 Prozent 2021 dürfte der Urlaub im Inland weiter an Relevanz gewinnen (2020: 32,3%, 2019: 26,2%): Die Nachfrageverluste in diesem Segment sollten somit gegenüber 2020 deutlich schwächer ausfallen als bei internationalen Österreich-Gästen (–10% zu –25%); im Vergleich zu 2019 beläuft sich das erwartete Nächtigungsminus bei inländischen Reisenden auf etwa 29 Prozent, bei ausländischen Gästen aber auf rund 56 Prozent.
Wien verzeichnet die höchsten Verluste
Auf regionaler Ebene hat Wien im Jahr 2021, wie schon im vergangenen Jahr, die relativ höchsten Verluste zu erwarten, im Vergleich zu 2019 könnten die Nächtigungen um insgesamt 58,5 Prozent zurückgehen. Die stärkere Abhängigkeit von Fernmärkten, die auch im laufenden Jahr kaum nachfragewirksam werden dürfte, der Ausfall von Konferenzen und anderen Veranstaltungen sowie die wahrscheinlich nachhaltige Verringerung bei Geschäftsreisen treffen Städtedestinationen in besonders hohem Maße. Gleichzeitig spielt der Binnentourismus eine sehr geringe Rolle.
Positiver in ländlichen Regionen
Positiver sind die Erwartungen für den Tourismus in ländlichen Regionen, der sich schon im vergangenen Sommer günstig entwickelt hat. Dennoch werden laut WIFO der Ausfall der Wintersaison 2020/21 und das verzögerte Anlaufen der Sommersaison 2021 zu empfindlichen Verlusten für das gesamte Jahr 2021 führen: Salzburg, Tirol und Vorarlberg dürften im Durchschnitt nicht einmal das halbe Jahresvolumen 2019 erreichen (–55%), während die Lücke in den übrigen Regionen jeweils rund ein Drittel betragen könnte; letzteren kommt hier die deutlich stärkere Gewichtung des Binnentourismus zugute.
Positive Buchungslage für Sommer
Diese Einschätzung geht allerdings davon aus, dass es bis zum Beginn der Sommerhauptsaison gelungen sein wird, das Infektionsgeschehen durch Impfungen nachhaltig einzudämmen und es auch im Herbst 2021 zu keinem weiteren erheblichen Aufflammen der Pandemie kommen wird. Es wird also die Annahme getroffen, dass es spätestens ab dem Sommer möglich sein wird, mit dem Virus SARS-CoV-2 zu leben bzw. auch unter Pandemiebedingungen Urlaub zu machen. Das Interesse, wieder zu verreisen, dürfte ein Jahr nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie in Europa sehr hoch sein – darauf deuten die sehr positive Buchungslage für den Sommer und die schon jetzt eingehenden zahlreichen Anfragen von Gästen bei österreichischen Beherbergungsbetrieben hin.