Dass motivierte Mitarbeiter einen enormen Wert darstellen ist noch immer nicht in allen Betrieben gelebte Unternehmenskultur. Wie kann ich aber in Zeiten eines durch Corona zusätzlich ausgedünnten Arbeitsmarkts trotzdem die besten Leute an mein Haus binden?
Die Suche nach den richtigen (!) Mitarbeitern ist eine Aufgabe, die in manchen Unternehmen inzwischen die Ressourcen ganzer Abteilungen bindet. Gerade in der Hotellerie können die meisten ein Lied vom oft zitierten Arbeitskräftemangel singen. Erfahrene und kompetente Mitarbeiter zu bekommen ist vor allem in Ferienhotels oft ein mühsames Unterfangen und ohne Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland so gut wie gar nicht zu schaffen. Aber gerade diese sind in Pandemie-Zeiten alles andere als leicht verfügbar und viele einheimische Gastgewerbe-Mitarbeiter haben sich im vergangenen Jahr Lockdown- bedingt beruflich umorientiert. Jetzt macht Arbeitsminister Martin Kocher zwar Druck, um etwa Langzeitarbeitslose aus Ostösterreich in den tourismusintensiven Westen zu vermitteln, aber rein mit wirtschaftlichem Zwang wurde noch aus keinem Arbeitslosen ein top-motivierter Koch oder Kellner. Für den einzelnen Unternehmer geht es also mehr denn je darum, sich selber die besten Arbeitskräfte zu sichern und diese längerfristig an sein Haus zu binden. Denn der Wert, den ein Mitarbeiter gerade in einem kundenorientierten Umfeld wie der Hotellerie hat, wird leider häufig noch immer unterschätzt. Nach wie vor sehen manche Unternehmer ihre Mitarbeiter in erster Linie als Kostenstelle an. Dabei sind diese das wichtigste Bindeglied zum Gast und dieser wiederum ein Multiplikator in seinem Umfeld. So kann der wirtschaftliche Schaden, den nur ein einziger, unwilliger Mitarbeiter anrichtet, immens sein, während freundliche, kompetente und motivierte Kollegen als Botschafter des Hauses fungieren und langfristig Stammgäste binden können.
Arbeitsklima wichtiger als Gehaltshöhe
Wie man an genau solche Mitarbeiter kommt, ist daher die Frage. „Arbeitszufriedenheit“ lautet in diesem Zusammenhang das Schlagwort. Falsch liegt dabei allerdings, wer denkt, dass die Zufriedenheit von Arbeitnehmern in erster Linie aus der Höhe des Gehaltes resultiert. Untersuchungen zeigen, dass – ein gewisser branchen- und positionsüblicher Lohn („If you pay peanuts, you get monkeys.“) vorausgesetzt – die Höhe des Gehaltes nur einen geringen Anteil an der Gesamtzufriedenheit bei Arbeitnehmern ausmacht. Dass Themen wie „Arbeitsklima“, „Lob durch den Vorgesetzten“ oder „Erfolgserlebnisse“ auf der persönlichen Werteskala oft deutlich höher stehen. „Zufrieden fährt nach Hause, wer das Gefühl hat, an diesem Tag etwas geleistet zu haben. Dann – und nur dann – hat es sich gelohnt, morgens aufgestanden zu sein. Wir wollen nach der Arbeit das Gefühl haben, dass der eigene Einsatz einen Unterschied gemacht hat“, meint etwa die Unternehmensberaterin und Trainerin Brunhilde Fischer von dem Beratungsunternehmen „Unternehmermanufaktur“ (www.unternehmer-manufaktur.com). „Nichts ist befriedigender als zu sehen, dass sich die eigenen Anstrengungen auch im Markterfolg abbilden. Umgekehrt kann eine erfolglose Firma auf Dauer kaum eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit haben – nicht nur, weil sie früher oder später wirtschaftliche Probleme bekommt, sondern auch, weil es demotivierend ist, wenn sich der eigene Einsatz nicht auszahlt“.
Lehrlinge als Mitarbeiter von morgen fördern
Im Idealfall beginnt man ohnehin schon bei den jüngsten Mitarbeitern, den Lehrlingen, sie wenn schon nicht ans Haus zu binden, so zumindest dauerhaft für die Branche zu begeistern. So wie etwa das Hotel Vila Vita Pannonia in Pamhagen (Burgenland), bei dem die dortigen Lehrlinge die Zeit des Lockdowns genutzt haben, um sich intensiv mit dem Thema Wein zu beschäftigen. Von der Weinlese bis zur Cuvéetierung haben die interessierten jungen „Winzer“ mit viel Engagement und Freude ihren ersten eigenen Tropfen aus der Taufe gehoben: Den Lehrlingswein „Next Generation“. Ziel war es, die Zeit des Lockdowns für die Auszubildenden sinnvoll zu nutzen und den Lehrlingen praxisnah neue Kompetenzen zu vermitteln. Außerdem wurde unter allen Lehrlingen ein Wettbewerb für das innovativste Weinetikett ausgeschrieben. 1 Euro pro verkaufte Flasche geht als Sondererlös in die Lehrlingskasse der jungen Auszubildenden. „Motivierte junge Menschen, die sich durch die Lehrlingswerkstatt 2.0 für das Thema Wein und Landschaft, Natur und Bodenständigkeit sowie regionale Wertschöpfung begeistern – dieses Ziel haben wir mehr als erreicht“, freut sich Robby Leitner, der Lehrlingsbeauftragte des Vila Vita Pannonia, „und unseren Gästen schmeckt der ‚Next Generation’.“
Online Lehrlings-Check
Wer übrigens wissen möchte, ob ein bestimmter Lehrling den Anforderungen des Unternehmens entspricht, für den hat das Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw) unter www.auswahlhilfe.at einen – allerdings kostenpflichtigen – Online-Test zusammengestellt, mit dem man die Fähigkeiten der Bewerber einfach und objektiv vergleichen kann, unabhängig von deren bisherigen schulischen Leistungen.
[ap_tagline_box tag_box_style=“ap-bg-box“]Info
So motiviert man seine Mitarbeiter
- Hören Sie ihren Mitarbeitern zu, spornen Sie diese an, interessieren Sie sich für deren Sorgen, aber auch Interessen.
- Loben Sie gute Ergebnisse und den Einsatz der Mitarbeiter regelmäßig und ehrlich.
- Bezahlen Sie gleiche Jobs bei Mitarbeitern gleicher Qualifikation und mit vergleichbaren Aufgaben gleich gut – wobei die Betonung auf „gut“ liegt.
- Bieten Sie Ihren Mitarbeitern Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegsperspektiven.
- Haben Sie Verständnis dafür, dass Fehler vorkommen können, manche Betriebe küren sogar den „Fehler des Monats“ – allerdings sollten Fehler nicht zu oft und im Idealfall der gleiche kein zweites Mal vorkommen.
- Geben Sie klare Ziele vor.
- Stehen Sie zu ihren Ansagen, da häufig wechselnde Vorgaben verwirren.
- Erklären Sie Mitarbeitern den Sinn einer Aufgabe, denn nichts demotiviert mehr, als eine in den eigenen Augen sinnlose Tätigkeit zu verrichten.
- Mitarbeiterquartiere müssen dem Stand der Zeit entsprechen. Modern ausgestattete Einzelzimmer mit Dusche/WC und kostenlosem WLAN sind heute Minimum-Standard.